Mit dem sogenannten Web 2.0 war der Siegeszug der Content Management Systeme angesagt. Diese boten eine Trennung von Form und Inhalt. Man konnte also Inhalte verwalten und die Darstellung dieser Inhalte unabhängig davon regeln. Dies ermöglicht, dass man z.B. die gleichen Texte in unterschiedlichen Kontexten wiedergeben kann. Das Internet wurde vielfältig und schön.
Mit der Etablierung sozialer Medien wie Facebook und den mobilen Zugangsgeräten wie dem I-Phone wurde das Internet interaktiv. Gleichzeitig haben sich praktische Applikationen verbreitet, welche das Internet für ganz alltägliche Bedürfnisse wie Wissensbeschaffung, Bestellungen oder Anmeldungen sowie für den Erfahrungsaustausch und sozialem Kontakt nutzen. Für diese stark funktionalen Bedürfnisse reichte die mit CMS gewonnene Ordnung und Flexibilität durch Trennung von Form und Inhalt nicht mehr vollumfänglich aus.
Ein neues Mittel musste her, das in der Trennung von Form, Inhalt und Funktion liegt. Tönt simpel und ist es eigentlich auch. Jedoch steht damit ein weiterer Schritt des erwachsen Werdens der Internettechnologien an. Heute sind zur Schaffung von Ordnung und Flexibilität sogenannte Frameworks angesagt, welche die virtuelle Welt des Internets noch näher an den reellen Bedürfnissen abbilden. Ein Framework bietet meist einen einfache Strukturen zum Aufbau und der Verwaltung von Datenmodellen. Daneben bieten Frameworks auch eine einfache Anbindung von Funktionen zur Auswertung oder Verarbeitung der Daten. Und selbstverständlich beinhalten sie auch Mittel zur Darstellung dieser Daten.
Momentan stehen wir mitten im Umbruch zwischen Erweiterung der bestehenden Content Management Systeme mit Frameworks und der Ablösung der CMS durch Frameworks. Das CMS Typo3 bietet ein mit Extbase und Fluid eingebautes Framework, das CMS Drupal arbeitet auf ein Zusammenspiel mit dem Framework Symfony hin, während die CMS WordPress und Joomla vor allem mit dem Framework Yii gut funktionieren. Dann gibt es noch die Frameworks Zend und .net. Ich persönlich bin der Meinung, dass die CMS über kurz oder lang massiv abspecken und dafür vermehrt Frameworks eingesetzt werden, bis dahin, dass vielleicht einmal gar kein CMS mehr nötig ist.
Für die Unterscheidung und Anbindung von Funktionen ist jedoch auch eine weitere Kompetenz bei Webentwicklern gefragt. Nämlich die des Erfassens von Business Prozessen und soziale Kompetenz. Und da liegt die Schwierigkeit beim Einsatz von Frameworks. Es war schon schwierig, Grafiker mit technischem Verständnis und Techniker mit einem Auge für das Aussehen zu finden, um mit CMS schöne und sinnvolle Lösungen zu schaffen. Jetzt ist es geradezu komplex, jemanden für die Projektorganisation und –arbeit zu gewinnen, der dazu auch noch mit Fähigkeiten für Architektur und Prozessdenken ausgestattet ist.
Pragmas versucht sich dieser Entwicklungs-Herausforderung zu stellen, indem einerseits „kleinere“ Applikationen mit Typo3 realisiert werden, andererseits grössere Projekte im Rahmen der Mediaparx-Zusammenarbeit mit Yii, Symfony und Zend realisiert werden. Im Folgenden seien einige Beispiele der aktuellen Arbeit vorgestellt.
Typo3 und Flow
Mit dem Typo3-Upgrade von Version 4.5 auf 6.2 wurde das Flow Framework eingeführt, welches die weitergehende strukturelle Ordnung in Inhalt, Form und Funktion ermöglicht. Da die Version 4.5 nicht mehr gewartet wird, hat Pragmas diesen Sommer mehrere Typo3-Websites aus Sicherheitsgründen auf die neue Version aktualisiert. Dabei konnte zusätzlich von der Möglichkeit des neuen Frameworks profitiert werden. Bei selbst programmierten Applikationen wurden die Erweiterungen in Flow erstellt.
Das internationale Forschungsnetzwerk zur nachhaltigen Bodennutzung WOCAT verfügt über eine Mitgliederdatenbank, welche bis anhin nur eindimensional angelegt war. Alle Mitgliederdaten waren jeweils in einer Zeile zusammengefasst. Pragmas erhielt den Auftrag, die Adressdaten in wiederverwendbare Einheiten aufzuteilen und aus Datenschutz-technischen Gründen vor allem die Logindaten von den persönlichen Daten zu trennen. Wiederverwendbare Einheiten sind z.B. die Institution, der eine Person angehört, den Fragebogen, welchen sie bei der Anmeldung ausfüllt, ihre Teilnahmen an den jährlichen Workshops und die Newsletter-Abonnemente.
Dank einem mehrdimensionalen Datenmodell erscheint die Adressdatenbank jetzt viel aufgeräumter und wird auch einfacher verwalt- und erweiterbar. Zahlreiche Funktionen sind bereits realisiert, weitere können ohne grosse Aufwände neu hinzugefügt werden. Damit erfüllt die Adressdatenbank neu die über die Jahre gewachsenen Ansprüche an Ordnung und Flexibilität. Eine bereits realisierte Erweiterung ist der Single-Sign-On Zugriff auf verschiedene Forschungs-Datenbanken über eine REST-API.
Die Stiftung Natur und Wirtschaft zertifiziert Firmen- und Wohnareale, welche Naturflächen zum ökologischen Ausgleich unterhalten. Die Website beinhält eine Datenbank dieser Naturflächen. Mit dem Typo3-Upgrade standen zwei weitere Ansprüche zur Realisation an. Erstens sollte die zur Verwaltung der Kundendaten genutzte Filemaker-Datenbank an die Web-Datenbank angebunden und synchronisiert werden. Zweitens ging es darum, die Naturareale neu auf einer Schweizerkarte abzubilden. Dafür wurde eine Import-/Export-Funktion programmiert, welche bei Arealen ohne Kartenkoordinaten automatisch eine Webabfrage zur Umwandlung der Adressdaten in Koordinaten vornimmt.
WordPress und Yii2
Die Mobilitätsakademie des TCS hat sich zum Ziel gesetzt, Lastenfahrräder in der Schweiz zu verbreiten und deren Nutzung zu fördern. Dazu hat sie ein Sharing-Netzwerk aufgezogen und eine Internet-Buchungsplattform organisiert.
Pragmas hat das Backend für die Datenverwaltung und die API für den Datenzugriff anfänglich noch bei Mediaparx entwickelt. Der Kunde wurde im Frühjahr 2016 über-nommen. Seither sind im rasant wachsenden Pilotprojekt zahlreiche Weiterentwicklungen ausgeführt worden. Diese umfassen die Erweiterung auf 2 Sprachen, die Verbesserung der Usability mit der Anzeige eines Datetimepickers mit integrierten Host-Öffnungszeiten und Fahrrad-Verfügbarkeiten, der Anbindung einer Postauto-App mit Affiliate Marketing in der Verbuchung, und schliesslich einem ausgeklügelten Rabatt- und Gutscheinsystem.
Backbone und Zend
Memoriav ist ein Verein, der die audiovisuellen Kulturgüter der Schweiz erhalten und fördern will sowie die schweizerischen Kulturgüterarchive vereinigt. Er betreibt eine Plattform, welcher die Kulturgüter für die Öffentlichkeit aufspürbar und zugänglich macht. Die preisgekrönte Website wurde ursprünglich von Mediaparx entwickelt. Pragmas hat im Sommer 2016 die Betreuung und Weiterentwicklung dieses Projektes übernommen.
Die Metasuchmaschine für audiovisuelle Kulturgüter memobase.ch wird mit Daten vom Fraunhofer-Institut Intelligente Analyse und Informationssysteme (IAIS) bestückt, welche von Eurospider indiziert sind. Zur Abfrage der verschiedenen Datenquellen und der Auf-bereitung der Daten wird ein „Zend“ Framework eingesetzt. Das Web-Frontend greift schliesslich über das JS-Framework „backbone“ auf die Zend-Daten zu und stellt diese mit der Template-Engine von „underscore“ dar.
Pragmas hat Memobase für die Google-Indexierung zugänglich gemacht und die Prob-lematik der Film- und Toneinbettung geklärt, welche wegen Browser-Weiterentwicklungen (Sperrung von npapi-Plugins) im Zusammenhang mit veralteten Trägerformaten aufgetreten ist.